Das Edith-Stein Feuchtbiotop ist ein Grundwasserteich. Damit ist es auch eine wichtige Mess-Station für die Grundwasser-Qualität. Bei bisherigen Messungen wurden im Biotop-Teich sowie beim direkt nebenan verlaufenden 14-Nothelfer-Bach durchweg höchste Werte erreicht. Derartige Messungen tragen nicht nur zum Umweltschutz bei, sondern dienen auch der Gesundheit - Gefahren würden sich hier frühzeitig beobachten lassen.
Dass der Grundwasserspiegel auch im Raum
Ravensburg abgesunken ist, ist wohl leider eine Tatsache. (Quelle: Vortrag in
der Geschäftsstelle des BUND, September 2008).
Das Biotop wurde sorgfältig geplant (Probeschürfgruben ergaben in 1-1,8m Tiefe eine tonreiche Schicht, die das Teichwasser sehr gut staut) und tief genug gegraben (max. Tiefe: ca. 1,5 m). Mit einer Moorraupe wurde die Erde ausgehoben und die Teichumgebung modelliert. Die Raupenarbeiten verdichteten den Teichgrund noch zusätzlich, so dass also auf eine Folie verzichtet werden konnte. Gespeist wird das Feuchtbiotop sowohl vom Grund- als auch vom Regenwasser.
Die natürliche Verlandung ist - eigentlich - das Schicksal jedes Teiches. Ihr muss jedoch entgegen gewirkt werden, wenn das Biotop seinen Platz als Rettungsinsel so vieler Tierarten behalten soll. Viele Amphibien beispielsweise kehren zum Ort der Geburt zurück und sind darauf angewiesen, dort stabile Lebensbedingungen vorzufinden.
Der Lebenszyklus eines Stillgewässers ist ein langsamer und von vielen Faktoren abhängiger Prozess. Sind keine Zu- und Abflüsse vorhanden, so führen Erosion aus der Umgebung und der stete Eintrag von Pflanzenmaterialien dazu, dass das Gewässer langsam seinen Charakter ändert. Unzersetzte Pflanzenreste lagern sich auf dem Grund des Teiches ab, der "Boden hebt sich", der Wasserkörper und die Oberfläche verkleinern sich. All diese Verlandungsvorgänge führen ganz natürlicherweise auch zur Veränderung der Tierwelt des Teiches.
Um den Charakter des Feuchtbiotops als Rettungsinsel ganz bestimmter Tierarten - insbesondere Amphibien, aber auch Reptilien und gefährdeter Insekten - zu bewahren, muss der natürlichen Verlandung daher durch verschiedene "künstliche" Eingriffe entgegengewirkt werden. Dies ist harte Arbeit, die die Städte Ravensburg und Weingarten nur deshalb nichts kostet, weil Herr Jochen Stang von der Edith-Stein-Schule regelmäßig mit einer Gruppe engagierter Schüler und Schülerinnen eingreift.
Die Anlage des Edith-Stein-Feuchtbiotops wurde übrigens zu einem guten Teil von der Stadt Weingarten finanziert, die damit nicht nur zum Gewässer- und Naturschutz beiträgt, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Lebensqualität ihrer Bürger leistet. Wenn Ihr Kind wieder einmal auf einen funkelnden, metallisch-blauen "Schmetterling" zeigt (es handelt sich dabei meist um Prachtlibellen) - dann denken Sie daran, dass Sie diese spezielle Freude Ihrer Stadtverwaltung verdanken.
Zwar zeigt die Landwirtschaft samt der Flurbereinigungsmaßnahmen heutzutage ein naturfreundlicheres Gesicht als noch beispielsweise in den 1970ern, doch flüchten immer noch viele Tiere vor landwirtschaftlichen Monokulturen in die städtischen oder stadtnahen Gebiete, in denen sich häufig noch eine vielfältigere Pflanzenwelt behauptet. Schrebergärten, Friedhöfe und selbst Hausgärten und Balkonbepflanzungen tragen so wesentlich zum Erhalt vieler wichtiger Tierarten bei. Gelingt es uns, diesen Trend zu verstärken, nämlich die Natur in unsere Städte zu integrieren, so werden wir langfristig gesünder und glücklicher leben können.
Falls Ihr Garten eine dieser langweiligen grünen Kunstrasen-Wüsten ist, überlegen Sie doch mal, eine kleine Ecke "wild" wuchern zu lassen. Jede Blüte hilft, und auch für Brennesseln sind viele unserer schönsten und wichtigsten Insekten dankbar.
Die Entkrautung - das Entnehmen allzu stark wuchernder Wasserpflanzen - wird in unregelmäßigen Abständen durchgeführt. Sie dient vor allem dazu, die Pflanzenmenge im Teich einzugrenzen und Nährstoffe zu entziehen, damit sich das Feuchtbiotop nicht in ein Moor, einen Sumpf oder ganz einfach in ein fauliges Loch voller Schlick verwandelt. Bei jedem Vorgang der Teichpflege wird zudem auch kontrolliert, ob die bisher festgestellten Arten weiterhin vorhanden sind - oder ob man wenigstens Spuren von ihnen findet. Beispielsweise wurde im Juni 2009 erstmalig ein Exemplar der europäischen Sumpfschildkröte im Biotop gesichtet, im September desselben Jahres war das Tier jedoch schon wieder verschwunden. Obwohl diese Tiere in Süddeutschland durchaus heimisch sind, ist bei diesem Einzel-Exemplar eine natürliche Zuwanderung sehr unwahrscheinlich, vielmehr wird es wohl von einem Aquarianer, der die Größe der erwachsenen Schildkröte unterschätze, ausgesetzt worden sein.
Immerhin sind seit Jahren zahlreiche
Tierarten am Feuchtbiotop heimisch, die NICHT dort ausgesetzt oder angesiedelt
wurden. Insofern ist der Plan, eine Oase oder eine Zuflucht zu schaffen, voll
aufgegangen. Ringelnattern können sich vom Feuchtbiotop zum Kreuzbergweiher
oder sogar zum Rösslerweiher durchschlagen, wo sich ihnen wieder ein halbwegs
verlässliches Zuhause bietet.
Rund um das Feuchtbiotop werden zahlreiche zusätzliche Begleit- und Erhaltungsmaßnahmen
durchgeführt. Nistkästen für verschiedene Vogelarten und für
Fledermäuse werden aufgestellt und jährlich gereinigt, die Wasserqualität
des 14-Nothelfer-Baches untersucht, schädliche Pflanzen entfernt und nützliche
angepflanzt. Insbesondere wurde gleich nach dem Aushub des Feuchtbiotops ein
natürlicher "Schutzzaun" aus Pflanzen rund um das Feuchtbiotop
angelegt, um Tieren Verstecke und Nistmöglichkeit zu bieten, aber auch,
um das Erdreich zu befestigen. Die zahlreichen Insekten des Biotops bieten Singvögeln
einen reich gedeckten Tisch, weshalb die Parkgebiete im Burach besonders schön
klingen. Aber auch die Fledermäuse freuen sich über den vielfältigen
Speiseplan.
An dieser Stelle ein Wort. Ringelnattern
und Blindschleichen sind UNGEFÄHRLICH. Bitte lassen Sie diese Tiere in
Ruhe. Wenn Sie eine Ringelnatter zu fassen bekommen und sie sinnlos quälen,
wird sie sich zwar i.d.R. tot stellen und zugleich einen "lecker"
stinkenden "Duft"-Stoff ausströmen, doch kann sie auch versuchen,
nach Ihnen zu schnappen - das ist aber weniger gefährlich als der Biss
eines Meerschweinchens (- obwohl Sie im genannten Fall eigentlich Schwerwiegenderes
verdient hätten!). Generell werden so gut wie alle Tiere - besonders die
gefährdeten - ohnehin versuchen, Ihnen auszuweichen. Wenn Sie sich im Unterholz
herumtreiben, haben Sie in Süddeutschland nur ein einziges Tier zu fürchten,
und das ist die Zecke. Wobei die Ringelnatter, da sie auch Mäuse frisst
und Mäuse der Zecken-Wirt Nr.1 sind, dabei sogar noch etwas zu Ihrem Schutz
tut.
Tun Sie auch etwas zum Schutz der Tiere, besonders, wenn sie auf dem Bauch herumkriechen.
Lassen Sie sie in Frieden.
Frösche und Kröten sind ebenfalls dankbar für ihre Ruhe, wobei sie in der Regel nicht sehr scheu sind. Allerdings sind Erdkröten grundsätzlich vor mir davon gelaufen, aber vielleicht finden sie mich einfach auch nur unsympathisch. Es ist erstaunlich und wunderbar, dass die Frösche des Biotops in aller Ruhe auf ihren Seerosen-Blättern hocken bleiben, wenn ich meine Kamera auf sie richte. Allerdings ist ein Seerosenblatt, das mit sonnenwarmem Wasser gefüllt ist, etwa so wunderbar wie die luxuriöseste Badewanne, die man sich vorstellen kann. Der Frosch hat noch den zusätzlichen Vorteil, nicht dämlich bemalte Badezimmerkacheln, sondern eine lichtüberflutete Seerosenblüte vor sich zu haben.
Machen wir uns nichts vor: es gibt viel zu wenig Feuchtbiotope. Die, die wir haben, sind bedroht oder zu klein. Dabei muss man sich klarmachen, dass ein Feuchtbiotop, das zerstört oder "geschlossen" wird, eine Umweltkatastrophe ganz besonderer Art darstellt - denn sein Verschwinden verurteilt viele Tiere zum Tod, die sich in einem beständigen Biotop womöglich dauerhaft angesiedelt hätten. Deshalb ist die Erstellung und der Erhalt eines Feuchtbiotops nicht nur eine großartige Leistung, sondern auch ein auf viele Jahrzehnte angelegtes Versprechen. Der Verdienst der Arbeitsgruppe Feuchtbiotop um Herrn Jochen Stang, aber auch der Stadtverwaltung Weingarten, soll daher an dieser Stelle nochmal besonders hervorgehoben werden.
Verhalten Sie sich deshalb bitte in
der Umgebung jedes Feuchtbiotops verantwortlich. Sie und Ihr Müll gehören
nicht ins Wasser, und auch nicht ins Schilf. Pflanzen und Tiere des Biotops
gehören in den Teich - nicht in ein Marmeladenglas, noch in eine Vase in
Ihrer Wohnung.
Als Spaziergänger, verträumter Besucher oder interessierter Naturfreund
sind Sie aber jederzeit willkommen. Das Feuchtbiotop ist ein einzigartiges Naturschauspiel,
nur zwei Schritte vom Parkweg entfernt. Bequemer können wir Ihnen das Drama
einer jagenden Ringelnatter oder das Slapstick-ähnliche Benehmen liebeskranker
Frösche nicht präsentieren. Ihre Bewunderung und Ihre Freude sind
eine Bereicherung und der schönste Lohn aller Mühen. Ihre leeren Dosen
hingegen dürfen Sie gern wieder mitnehmen.
Wenn Sie Fragen oder Anregungen zu irgend einem der Themen auf dieser Seite haben, dürfen Sie sich jederzeit an den Seitenbetreiber wenden. Jede E-Mail hilft. Denn: was unsere Natur am meisten gefährdet, sind Unwissen und Gleichgültigkeit. Bis bald!
Verfasser: Timmo Strohm
Vielen Dank an Herrn Jochen Stang für seine geduldige Korrektur naturwissenschaftlicher Fehler